EINLEITUNG
Es gibt Wörter und Wortkombinationen auf die ich im agilen Kontext sehr allergisch reagieren kann. Anbei ein Beispiel:
MAL SCHNELL
Immer wenn ich mich selber dabei ertappe „…mal schnell…“ zu sagen, versuche ich sofort eine verbale Kehrtwendung hinzulegen. Und wenn ich es von anderen höre, hebe ich die Hand und stoppe erst mal den Sprecher. Warum?
Anbei mal schnell (Ups!) ein paar Beispiele:
- „Baue uns mal schnell ein Formular für den Emailversandt.“
- „Wir installieren mal schnell einen Datenbankserver.“
- „Kannst du mir mal schnell die Präsentation fertig machen?“
- „Lasst uns mal schnell einen Workaround verwenden, so wie es das andere Team auch gemacht hat.“
Oft höre ich auch ein Synonym dafür, das Wort „Einfach“:
- „Lass uns einfach mal das Modul runterprogrammieren.“
- „Wir nehmen einfach ein anderes Softwaretool.“
- „Lasst uns einfach eine andere Library für die Programmierung einsetzen.“
- „Wir suchen uns einfach einen anderen Zulieferer.“
Wenn wir „mal schnell“ oder „einfach“ oder „mal einfach schnell“ in einer Aussage benutzen, haben wir oft vergessen wie aufwendig es sein kann das entsprechende Vorhaben (User Story, Arbeitspaket, Projektaufgabe, etc..) umzusetzen, weil wir uns noch nicht bewusst sind wie viele Arbeitspakete (tasks) da wirklich dahinter stecken und welche Abhängigkeiten auf uns zukommen könnten.
Die oben angeführten Wörter gehören übrigens zur Familie der „Entschärfer“. Das sind Wortkombinationen die uns suggerieren sollen, das alles sehr einfach und reibungslos von statten gehen wird.
FREUNDLICH ABER BESTIMMT
Um nun die Details zu hinterfragen, sollte der Sprecher erst einmal verbal abgebremst werden, was oft nicht so einfach ist; vor allem wenn es sich um einen Vorgesetzten handelt.
Tipp: Einfach eine Gesprächspause abwarten und dann freundlich aber bestimmt nachfragen:
- „Könnten wir hier kurz stoppen, mir ist da noch was unklar…“
- „Bitte warten sie ehe sie fortfahren, könnten sie mir das genauer erklären?“
- „Ich möcht sie ungerne unterbrechen, aber können sie mir folgendes etwas detaillierter erklären?“
PEINLICH?
Es ist natürlich nicht einfach solche Fragen direkt zu stellen, man möchte ja nicht als „doof“ dastehen und in den Ruf kommen „naive Fragen“ in den Raum zu werfen. Ich kann sie da aber beruhigen: Das genaue Gegenteil wird der Fall sein!
Wenn ich etwas bis in letzter Konsequenz hinterfrage, stehe ich als fokussierter, überlegter Mensch da, der seine Entscheidungen auf Fakten basieren lassen möchte, nicht auf Halbwahrheiten oder Annahmen.
Viele Menschen fürchten es wenn man genauer nachfragt, da viele Ihrer Entscheidungen oft vorher nicht komplett durchdacht wurden oder auf Halbwissen basieren. Erst wenn alles bis zu Ende gedacht und hinterfragt wurde, wird es transparent und politische Strömungen oder „Leichen im Keller“ kommen dann sehr schnell ans Tageslicht.
Und: Ist nicht eine der Säulen von Agilität und SCRUM eine bedingungslose Transparenz?
(c) 2017 A.M.L.